Newsletter April 2019 | Spurensuche Neumünster

Liebe Spurensuche-Interessierte,

hier ist er nun, der erste Newsletter zur „Spurensuche Neumünster“ nach drei Monaten ihrer Existenz in der Online-Welt. Welche Ziele verfolgen wir? Der Arbeitskreis Spurensuche möchte mit dieser Internetplattform zu einer vertiefenden Aufarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus in Neumünster beitragen und eine umfassende Übersicht über die NS-Geschichte in unserer Stadt erstellen. Unter Berücksichtigung der bisherigen lokalen und regionalen historischen Auswertungen und eigenen Recherchen ist beabsichtigt, mithilfe der Webseite die damaligen Orte der politischen Aktivitäten und Ereignisse zu lokalisieren und damit den Leser*innen zu verdeutlichen, dass sich Geschichte im eigenen Lebensraum vollzog und nicht nur in den damaligen politischen Metropolen (Neumünster hatte damals ca. 40.000 Einwohner*innen).

Den folgenden Fragen kann hierbei nachgegangen werden:

 

-Wo lebten die Menschen, die aufgrund ihrer politischen Einstellungen verfolgt wurden?


-Wie sah das örtliche jüdische Leben aus und welche Personen waren von der Judenverfolgung betroffen?


-Wo wurden Menschen aufgrund ihrer „Andersartigkeit“ stigmatisiert?

-Wie verhielten sich die Kirchen?

-Wo gab es Zwangsarbeitslager für Ausländer und wo mussten diese arbeiten?

-Wo hatten die Nationalsozialisten ihre Treffpunkte und Versammlungsorte?

-Wo befanden sich die Geschäftsstellen der örtlichen NSDAP und deren Nebenorganisationen und Gliederungen?

-Wie verhielten sich die Lehrer in den örtlichen Schulen und wie gestaltete sich der Schulunterricht?

-Welche Straßen und Plätze wurden in der NS-Zeit umbenannt?

-Welche Auswirkungen hatte der Zweite Weltkrieg in Neumünster?

-Wo waren die Herrschaftsinstitutionen der Nationalsozialisten (Gerichte, Gefängnisse, Polizeidienststellen)?

-Welche gesellschaftlichen Kräfte unterstützen die Nationalsozialisten und profitierten von deren Machtübernahme?

-Wo gab es Widerstand und Verweigerung?

 

Circa 40 sog. „Spuren“ sind bereits online verfügbar:

https://www.spurensuche-neumuenster.de/spuren/

In der Karte (Reiter „Karte“), die ich mithilfe der Open-Source-Software uMap darstellen lasse, habe ich noch etliche weitere Spuren kategorisiert. Es gilt nun, historisches Text-, Foto-, Film- und Audiomaterial ausfindig zu machen und als Zusatzinformation zur Karte zu präsentieren. Außerdem will ich mich dieses Jahr mit Entnazifizierungsverfahren relevanter Personen aus Neumünster und deren Vorgeschichte befassen.

 

Eine kleine Auswahl der Spuren:

 

Adelbert Buttler
Der SS-Obersturmführer und Kompanieführer im Polizei-Bataillon 315 in der Ukraine 1942/43 aus Neumünster machte später beim BKA Karriere.

https://www.spurensuche-neumuenster.de/spuren/adelbert-buttler/

 

Dr. Edgar Berendson
Der SS-Arzt Berendson beteiligte sich an grausamsten Verbrechen durch die rassenpolitische Selektion der sog. Einwandererzentralstelle (EWZ) und betrieb nach dem Krieg weiter eine Arztpraxis in der Anscharstraße, als wäre nichts gewesen.
https://www.spurensuche-neumuenster.de/spuren/dr-edgar-berendson/

 

Ernst Biberstein alias Ernst Szymanowski
Der Massenmörder und Chef des Einsatzkommandos 6 der Einsatzgruppe C in Rostow, Russland, der für die Ermordung von 2000 bis 3000 überwiegend jüdischen Menschen eigentlich zum Tode verurteilt war, arbeitete in den 50er Jahren in der Kirchenverwaltung in Neumünster und starb auch dort.

https://www.spurensuche-neumuenster.de/spuren/ernst-biberstein/

 

Friedrich-Georg Brinkmann
Vom arbeitslosen Drogisten zum NSDAP-Stadtrat und Polizeichef von Neumünster, der politische Gegner im Ort unterdrückte und verfolgte, zum frisch entnazifizierten FDP-Mitglied nach dem Krieg und Mitglied des niedersächsischen Landtags.
https://www.spurensuche-neumuenster.de/spuren/friedrich-georg-brinkmann/

spuren/friedrich-georg-brinkmann/

 

Hans-Karl Schlör
Der SS-Obersturmführer und Leiter des 3./SS-Polizei-Regiments 15 ist für ein Blutbad im italienischen Traves am 06.01.1944 verantwortlich. Nach dem Krieg war Schlör Hauptkommissar und stellvertretender Leiter der Polizeidirektion Neumünster.

https://www.spurensuche-neumuenster.de/spuren/hans-karl-schloer/

 

Rena Guggenheim, geb. Schohl
"Wagst du als Jüdin es immer noch, deine Hand zum deutschen Gruß zu erheben!", so sprach die Lehrerin von Rena Schohl (eigentlich Renate) mit ihr. Rena wurde 1923 in Pirmasens geboren. Nach Neumünster kam sie im Alter von 4 Jahren, als ihr Vater Karl Schohl Fabrikdirektor der Lederfabrik Wiese in der Rendsburger Straße 100 wurde.
https://www.spurensuche-neumuenster.de/spuren/rena-guggenheim-geb-schohl/

 

Störgarten
Am Ausflugslokal "Störgarten" (heute Getränkemarkt Hoffmann in der Segeberger Str. 46C) fand 1955 das "Nordmarktreffen" der "Entnazifizierungsgeschädigten", d.h. der Altnazis und Kriegsverbrecher statt. Vielleicht hatte sich der Club 88 deshalb dort angesiedelt?
https://www.spurensuche-neumuenster.de/spuren/stoergarten-segeberger-str-46c/

 

Wilhelm Erbt
Erbt war ein antisemitischer Theologe und Lehrer, der 26 Jahre an der Klaus-Groth-Schule unterrichtet hat und zahlreiche antijüdische Bücher geschrieben hat (z.B. "Weltgeschichte auf rassischer Grundlage"), viele davon im Wachholtz-Verlag.

https://www.spurensuche-neumuenster.de/spuren/wilhelm-erbt/

 

Für Anfang Mai plane ich ein erstes Treffen eines erweiterten Arbeitskreises, zu dem ich Geschichtsinitiativen und an Zeitgeschichte interessierte Einzelpersonen einladen möchte, damit wir uns vernetzen können. Außerdem möchte ich Ihnen bei Bedarf eine Präsentationsmöglichkeit ihrer Recherchen geben. Die Projektgruppe versteht sich hierbei nicht als ein geschlossener Arbeitskreis, der vorgefertigte zeitgeschichtliche Informationen über eine Webseite zur Verfügung stellt. Es ist vielmehr das Ziel, Interessierte, insbesondere junge Menschen, zu einer Mitarbeit zu motivieren und die Webseiteninhalte fortzuschreiben und Lücken in der Geschichtsschreibung von Neumünster (ja, schlimmer noch: eine „angebräunte“ Chronik von Karl Barlach) zu schließen. Zu vieles schlummert noch ungeöffnet im Stadt- oder Landesarchiv! Werden Sie aktiv, ich brauche Unterstützer*innen, die sich vielleicht mal einen Nachmittag zu Dr. Carsten Obst ins Stadtarchiv setzen und z.B. Zeitungsartikel durchforsten. Schreiben Sie mir gern: info@spurensuche-neumuenster.de.

 

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