Dr. Karl Rottgardt

Dr. Karl Rottgardt wurde am 28.7.1885 in Neumünster geboren, er war wohnhaft in Berlin. Der Physiker war als Vorstandsmitglied und technischer Direktor der Firma Telefunken in Berlin tätig. Er saß als Mitglied im Wissenschaftlichen Führungsstab der Kriegsmarine und war somit an der militärischen Nutzbarmachung der Funkmelde- und Radartechnik beteiligt.

 

 

1933 wurde Rottgardt Direktor von Telefunken, er nahm aktiv an der Aufrüstung des faschistischen Deutschland für den Krieg gegen die Sowjetunion und andere demokratische Staaten teil. Er soll mehrmals an Empfängen und Besprechungen bei Führern der NSDAP (z.B. Göring) teilgenommen haben.

 

 

Seit 1940 war Rottgardt Mitglied der NSDAP. Von 1943 bis 1945 war er Abwehrbeauftragter in der Firma Telefunken und leitete zugleich eine Abteilung der Aufklärung. Als das sog. Rotterdam-Gerät (ein englisches Radargerät) nach dem Abschuss eines britischen Flugzeugs geborgen wurde, untersuchten deutsche Wissenschaftler die technischen Eigenschaften des Geräts. Dazu wurde ein Ausschuss unter der Bezeichnung Arbeitsgemeinschaft Rotterdam (AGR) gegründet. Im Mai 1944 wurden die Entscheidungsfunktionen der Arbeitsgemeinschaft Rotterdam von der Sonderkommision für Funkmesstechnik übernommen, einer neuen Unterabteilung von Albert Speers Kriegsproduktionsministerium unter der Leitung von Karl Rottgardt.

 

 

Karl Rottgardt wurde am 11.5.1945 in Berlin von den Sowjets festgenommen und am 25.5.1946 aufgrund Art. 58-2 und 58-6 des Strafgesetzbuches der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik (RSFSR) vom Sowjetischen Militärtribunal der Zentralen Gruppe der Streitkräfte vermutlich in Potsdam zum Tode durch Erschießen verurteilt. Der Vorwurf lautete Kriegsverbrechen und Spionage. Rottgardt hatte unter den Arbeitern und Angehörigen der Firma Telefunken solche mit antifaschistischen Einstellungen aufgedeckt und gemeldet.

 

 

Das Präsidium des Obersten Sowjets der UdSSR lehnte eine Begnadigung am 6.8.1946 ab. Das Urteil wurde am 6.8.1946 vollstreckt. Die Hauptmilitär-Staatsanwaltschaft der Russischen Föderation (GWP) rehabilitierte ihn.

 

 

Quellen:
- BArch R 3/1596
- Archivbestand der Telefunken Gesellschaft für drahtlose Telegraphie mbH

- Todesurteile sowjetischer Militärtribunale gegen Deutsche (1944-1947): Eine historisch-biographische Studie, herausgegeben von Klaus-Dieter Müller, Thomas Schaarschmidt, Andreas Weigelt, Mike Schmeitzner