Dr. Edgar Berendson

Edgar Berendson wurde am 26.1.1906 in Neumünster geboren. Er war praktischer Arzt und schrieb 1932 an der Christian-Albrechts-Universität seine Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der hohen medizinischen Fakultät. Thema war das retroperitoneale Ganglioneurom, ein Tumor.  

 

Bereits am 20.4.33 ist Berendson Sturmführer bei der SS.

 

Berendson war ab 29.10.39 für die sog. Einwandererzentralstelle (EWZ) in der „Fliegenden Kommission II“ tätig. Zu diesem Zeitpunkt war er SS-Untersturmführer und „ehrenamtlicher“ SS-Arzt und lebte in Zechin im Oderbruch. Die EWZ war eine nur wenige Tage zuvor in Gotenhafen eingerichtete nationalsozialistische Sammeldienststelle, die die Einbürgerung und Ansiedlung von bis zu 1.000.000 „volksdeutschen Umsiedlern“ regelte. Dabei erfolgte die Auswahl nach rassebiologischen und politischen Kriterien. Die fliegenden Kommissionen reisten zu den verschiedenen Lagern und nahmen dort die Einbürgerungen vor. Neben der medizinischen Untersuchung durch Ärzte wie Berendson begutachteten so genannte „Eignungsprüfer“, Mitarbeiter des Rasse- und Siedlungshauptamtes der SS (RuSHA), die „Rasseeigenschaften“. Fanden die Ärzte während der „Durchschleusung“ Hinweise auf mögliche Erbkrankheiten, psychische Störungen oder sonstige auffällige Verhaltensweisen („asoziales Verhalten“, „triebhaft“), hatte das für solche Personen, unter Umständen auch für deren Angehörige, das Abbrechen der „Durchschleusung“ zur Folge. Es wurden Sterilisationsmaßnamen im Rahmen des „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ vom 14. Juli 1933 eingeleitet, die auch ohne die Einwilligung des Umzusiedelnden möglich waren, oder die Einweisung in psychiatrische Einrichtungen. Diese Einweisungen bedeuteten für die als „erbkrank“ eingestuften Umzusiedelnden, insbesondere für ihre als „erbgesundheitlich belasteten“ Kinder oft eine dauerhafte Einbeziehung in das NS-Psychiatriesystem, die eine erhöhte Gefahr für Leib und Leben darstellte (NS-Krankenmorde, Aktion T4, TBC-Impfversuche, „Tod dem unwerten Leben“, „Euthanasie“).  

 

Im November 1939 wurde die EWZ nach Posen, dann im Frühjahr 1940 nach Berlin und im Herbst 1940 nach Litzmannstadt verlegt. Berendson lebte in Posen in der Schützenstraße 2-15. Er wurde am 5.6.40 nach Lublin und am 31.10.40 nach Litzmannstadt versetzt.  

 

Weitere Einsatzstellen nach Oktober 1940:  

 

- SS-San.-Amt 1.7.41-30.1.42

 

- Freiwilligen-Legion Niederlande 30.1.42-10.6.42

 

- Leit. Arzt SS 1. Amt 10.6.42-18.7.44

 

- 9. SS-Pz-Div. Hohenstaufen 18.7.44-10.1.45

 

- San. Ers. Bat. d. Waffen-SS 10.1.45 –

 

Im S.S-Panzergrenadier-Regiment 20 unter S.S-Sturmbannführer Gruber wird der Rgt.-Arzt S.S Hauptsturmführer Dr. Berendson aufgeführt.

 

Nach dem 10.1.45 verliert sich Berendsons Spur – er gilt laut SS-Akte als „vermisst“.

 

Im Telefonbuch von Neumünster des Jahres 1955-1956 taucht Berendson dann wieder auf. Er führt eine Arztpraxis in der Anscharstraße 29.

 

Bis Ende Januar 1945 hatte die EWZ nach eigener Angabe mehr als eine Million Menschen selektiert. Schon seit Sommer 1944 war die Arbeit der EWZ durch den Kriegsverlauf beeinträchtigt. Beim Herannahen der Roten Armee floh der Führungsstab im Januar 1945 aus Litzmannstadt nach Zwickau, danach nach Bad Wörishofen. Der Mitarbeiterstab von rund 900 Personen wurden „vorübergehend“ an das RSHA entlassen oder in SD-Einheiten aufgenommen.[14] Keiner der beteiligten SD-Offiziere wurde wegen seiner Tätigkeit in der EWZ verurteilt. Bei Ermittlungen der Ludwigsburger Zentralen Stelle erklärten die als Zeugen vernommenen Beteiligten, die EWZ sei lediglich eine Einbürgerungsbehörde gewesen und habe mit ethnischen Säuberungen und der Umwandererzentralstelle nichts zu tun gehabt.

 

Quelle: NSDAP-Zentralkartei (BArch R 9361III/516588)