Dr. med. Johannes Krey

Der angesehene Nervenarzt, Dr. med. Johannes Krey, der sich kurz nach dem Krieg in der Brachenfelder Straße 8 niedergelassen hatte, war niemand anderes als der überzeugte Nationalsozialist und stellvertretende Schleswiger Kreisamtsleiter des Amtes für Volksgesundheit, der nachweislich zumindest seit 04.11.1940 über die massenweise sog. Euthanasie psychisch kranker und geistig behinderter Menschen ("T4-Aktion") informiert war und als leitender Oberarzt der "Kinderfachabteilung" der Landes-Heil- und Pflegeanstalt Schleswig/Stadtfeld ("Der Hesterberg") in den Monaten April bis Dezember 1942 persönlich Verantwortung trug für die dort in diesem Zeitraum "verstorbenen" 40 Kinder! In Schleswig wurden zwischen September 1939 und Ende 1942 mindestens 216 Kinder getötet.

 

 

Der allgemeine Begriff „Kinderfachabteilung“ wurde im nationalsozialistischen Deutschen Reich als beschönigende Bezeichnung für besondere Einrichtungen der Psychiatrie in Krankenhäusern sowie Heil- und Pflegeanstalten verwendet, die der „Kinder-Euthanasie“ dienten, also der Forschung an und Tötung von Kindern und Jugendlichen, die körperlich oder geistig schwer behindert waren. Die Krankenmorde in der Zeit des Nationalsozialismus, bei denen es sich tatsächlich nicht um Euthanasie sondern um Massenmorde handelte, wurden ab 1945 als Verbrechen gegen die Menschlichkeit be- und verurteilt.

 

 

Krey trat der NSDAP bereits am 01.05.1933 bei (Mitglieds-Nr. 2748201). Der am 10.08.1901 in Wesselburen geborene Krey gehörte der NSDAP-Ortsgruppe Schleswig an und wohnte im Mühlenredder. Heute befindet sich auf dem ehemaligen Gelände der Landes-Heil- und Pflegeanstalt eine Helios-Klinik. Krey starb am 24.05.1974 in Neumünster.

 

 

"Spurensuche Neumünster" wird versuchen, die Original-Krankenakten der verstorbenen Kinder, die ja noch vorhanden sind, erneut unter der Fragestellung der Rolle des Dr. Krey zu untersuchen. Leider gibt es im Einzelnen keine weiteren Informationen heutzutage, weil sämtliche Unterlagen mit personenbezogenen Daten nach Abschluss eines Forschungsprojekts zum Film "Der Führer ging – die Nazis blieben – Nachkriegskarrieren in Norddeutschland" vernichtet wurden. Dieser Film ist einer der wenigen Filme, der sich umfassend mit eben dieser Materie beschäftigt hat.

 

 

Quellen:

- IZRG-Publikation «Die "Kinderfachabteilung" Schleswig»; http://vimu.info/fb.jsp?id=for_10_5_8_fb_hesterberg_de_doc&lang=de&u=teacher&flash=true; zuletzt abgerufen am 22.04.2019

- Film «Der Führer ging – die Nazis blieben – Nachkriegskarrieren in Norddeutschland», D 2001

- NSDAP-Zentralkartei (BArch R 9361-IX/23260645)