Dr. med. Wilhelm Hammer

Dr. med. Wilhelm Hammer wurde am 3. Januar 1887 in Neumünster geboren und starb am 14. November 1964. Er war in der NS-Zeit zuletzt "Generalarzt".

 


Seine militärische Karriere begann am 1. April 1906, als er in den Militärdienst eintrat. Im Ersten Weltkrieg war Hammer zunächst Assistenzarzt der Reserve und leistete im ersten Weltkriegsjahr seine Approbation ab. Im Jahr 1917 wurde er Oberarzt der Reserve.

 

 

Im Jahr 1936 war Dr. Hammer Standortarzt des Lazaretts (Infanterie-Regiment 46) in der Göbenstraße 2. Er wohnte zu dem Zeitpunkt im Mühlenhof 52. Bis 1939 soll Hammer in einem medizinischen Labor in Hamburg gearbeitet haben. Inzwischen war Hammer Oberfeldarzt.

 

 

Seine Beförderungen im Detail:
19.08.1914 Assistenzarzt d.R.
27.01.1917 Oberarzt d.R.
01.04.1927 Stabsarzt d.R.
01.10.1934 Oberstabsarzt
01.03.1937 Oberfeldarzt
01.04.1940 Oberstarzt
01.12.1944 Generalarzt

 

 

Seine medizinische Karriere im zweiten Weltkrieg begann er als Divisionsarzt der 269. Infanterie-Division (18.08.39-25.04.41), die am Westwall in Frankreich kämpfte. Im Juni 1941 nahm die 269. ID am Unternehmen Barbarossa, dem Überfall auf die Sowjetunion teil. Zu dem Zeitpunkt war Hammer aber bereits Leitender Sanitätsoffizier beim Militärkommandeur von Serbien (25.04.41-16.09.41). Vom 16.09.41 bis 01.11.41 diente er dem Bevollmächtigten Kommandierenden General von Serbien, Franz Böhme, der in Serbien für Massaker an der Zivilbevölkerung verantwortlich war.

 


Vom 02.11.41 bis 13.08.43 diente Hammer dem Militärbefehlshaber Serbien, Paul Bader, der den Befehl zur "sofortigen Aufnahme des Angriffskampfes gegen die kommunistischen Terrorbanden" und zur Erschießung von Geiseln bekam. Bei einer Vernehmung 1964 behauptete Paul Bader, nichts von Geiselerschießungen durch die Wehrmacht oder Truppenangehörige gewusst zu haben.
Seine Karriere setzte Hammer dann beim Militärbefehlshaber Südost (mit Zuständigkeit für Serbien), Hans-Gustav Felber, fort. Gegen Felber wurde 1949 vor dem Landgericht Frankfurt/M. ein Ermittlungs-Verfahren wegen Verstoßes gegen das Völkerrecht in Bezug auf Geiselmorde in Serbien eingeleitet, das nicht fortgesetzt wurde.

 

 

Seine letzte Position hatte er als Armeearzt der 3. Panzerarmee von 01.09.44 bis 09.05.45 inne, also bis zum letzten Tag in Nazideutschland.

 

 

Von 1945 bis 1947 war Hammer interniert. Nachdem er 1947 entlassen wurde, ließ sich Hammer als praktischer Arzt in der Gartenstadt, nieder: in der Villa Sager, Carlstraße 128. Ab 1955 praktizierte Dr. Hammer in der Sauerbruchstraße 3, 1958 soll er seine Approbation zurückgegeben haben.

 

 

Im Jahr 1962 wurde Hammer in einer LKA-Vernehmung des Zeugen Dr. med. Heinz Reuter zu NS-Verbrechen in Jugoslawien vom Zeugen wiederholt genannt. Reuter sagte aus, dass Hammer sein Vorgesetzter war und über das Konzentrationslager Sajmište, auch Judenlager und später Anhaltelager Semlin genannt, Bescheid wusste.

 


Das KZ in der Nähe von Belgrad wurde anfänglich für serbische Juden errichtet. Die Zahl der Lagerinsassen wird auf insgesamt etwa 40.000 Menschen geschätzt, von denen über 10.000 ums Leben kamen. Das Lager bestand von Oktober 1941 bis Juli 1944. Auch die Ermordung der Lagerinsassen durch Gaswagen wurde während dieser Zeit durchgeführt. Reuter sagt aus, dass Dr. Hammer über die Gesundheitsaufsicht bzw. Seuchenhygiene der SS Einsicht in das Lager erhalten wollte, um Bedingungen für die Insassen zu verbessern. Aus heutiger Sicht erscheint die Aussage von Reuter, was das Engagement für die Verbesserung der Lebensbedingungen der Inhaftierten angeht, eine weitgehende Schutzbehauptung zu sein, denn für die Versorgung der Inhaftierten war die Stadtverwaltung von Belgrad zuständig, mit der Dr. Hammer gar nichts zu tun hatte.

 

 

Quellen:
- www.oocities.org/~orion47/WEHRMACHT/HEER/Sanitatsoffizier/HAMMER_WILHELM.html; zuletzt abgerufen am 05.03.2019
- Stadtteilbeirat Gartenstadt Neumünster (Hrsg.): 100 Jahre Gartenstadt Neumünster. Kleine Geschichte eines Stadtteiles.
- BAL, 503 AR 1256/61, Bd. 6, Vermerk der Zentralen Stelle für das LKA Schleswig-Holstein zu Gewaltverbrechen in Jugoslawien vom 13.9.1962, Bl. 917f., sowie Aussage Dr. Heinz Reuter vom 16.10.1962, Bl. 924f., Zitat Bl. 924
- Aktion "1005" – Spurenbeseitigung von NS-Massenverbrechen 1942–1945: Eine "geheime Reichssache" im Spannungsfeld von Kriegswende und Propaganda. Wallstein, Göttingen 2018. Zwei Bände 1381 Seiten. ISBN 978-3835332683.