Gebrüder Niemax

Die Gebr. Niemax Eisenbeton-Hoch- und Tiefbau in der Christianstraße 160 wurden 1937/38 als „Nationalsozialistischer Musterbetrieb“ ausgezeichnet: Diesen Titel erhielten ab 1936 Betriebe, die die propagierte NS-Lebensgemeinschaft am besten umzusetzen in der Lage waren. Neben anderen Auszeichnungen erhielten fortan jeweils am 1. Mai des Jahres derartige Musterbetriebe das Recht zur Führung einer besonderen Musterbetriebs-Fahne („Goldene DAF-Fahne“) zugestanden.

 

 

Geführt wurde das Unternehmen von Ernst und Karl Niemax. Karl Niemax und seine Frau waren eifrige Nationalsozialisten. Niemax, von Beruf Diplom-Ingenieur, kandidierte bei der Gemeindewahl vom 12. März 1933 auf Platz 13 der Hitler-Bewegung. Nach der Besetzung der städtischen Ausschüsse am 21.04.1933 hatte er Posten im Bauausschuss, Berufsschulausschuss, im Stadtbildausschuss, im Werksausschuss und im Ortsausschuss „Kunst für Schule und Volk“. Seine Frau Edith Niemax war NS-Kreisfrauenschaftsleiterin und saß nach der Gemeindewahl im Wohlfahrtsausschuss.

 

 

Offensichtlich gehörte das Unternehmen Gebrüder Niemax zur Organisation Todt (OT) in der Bretagne. Die Organisation Todt diente der baulichen Realisierung von Schutz- und Rüstungsprojekten. Sie wurde als Bauorganisation für militärische Anlagen geschaffen, die sowohl in Deutschland als auch in den von deutschen Truppen besetzten Gebieten kriegswichtige Bauvorhaben durchführte. Die Organisation war straff hierarchisch organisiert und ihre Angehörigen waren uniformiert. In einer Liste wird angegeben, dass Niemax 1941 Stahlbeton-, Erd- und Gebäudearbeiten in Larmor-Plage und 1943 in Lomener durchgeführt hat.

 

 

Die Firma hat für ihre Arbeiten in Neumünster Zwangsarbeiter eingesetzt. So bat Niemax im November 1943 um die Unterbringung von „100 italienischen Kriegsgefangenen“. Dazu musste sie sich mit der Firma Julius Bartram arrangieren. Die Zwangsarbeiter von Niemax wurden im Lager am Rutenkamp untergebracht, Ende 1943 erreichten beispielsweise 40 Russen das Lager, wie aus einer Akte im Stadtarchiv hervorgeht.

 

 

Nach dem Krieg richteten die Briten in den Fabrikräumen der Firma Niemax Verpflegungsstellen für die vielen Flüchtlinge ein, die zu versorgen waren.

 


Quellen:
- H.C. vom 25.02.1933
- StA NMS, MA 4484
- www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/5E5WTUSUHXWUYAV62LMRX36FPFEI4SNR; zuletzt abgerufen am 10.11.2019
- www.forum-der-wehrmacht.de/index.php; zuletzt abgerufen am 10.11.2019