Hans Bithorn

Hans Bithorn (geboren 17.4.1888 in Schleusingen) war im Jahr 1933 Strafanstalts-Direktor des Zentralgefängnisses von Neumünster in der Boostedter Straße 32 und leitete es bis zum 31.07.1938.

 

 

Vom damaligen Stadtchronisten Karl Barlach erfahren wir in der Stadtchronik Neumünsters aus dem Jahr 1947, dass der "Hauptsturmführer Möller und der Strafanstaltspfarrer Bithorn wegen schwerer Misshandlung mit tötlichem Ausgang an den Kommunistenführern Timm und Heuck verurteilt" werden, "Möller zum Tode und Bithorn zu 1 Jahr 6 Monaten Gefängnis". Barlach verwechselt hier den Strafanstaltspfarrer (Karl) Bitterling, wohnhaft Färberstraße 24, mit Hans Bithorn.

 

 

Im sogenannten "Dithmarschen-Wiki" heißt es:

Christian Heuck wurde am 23. Februar 1934 abends vom SS-Führer Hinrich Möller, der später die Judenverfolgung in Estland befehligen sollte, und weiteren vier bis fünf SS-Leuten in der Justizvollzugsanstalt an der Boostedter Strasse aufgesucht, wo er eine Gefängnisstrafe absaß. Dazu wurden die SS-Männer von der Gefängnisleitung zu der Zelle von Christian Heuck geführt. Hinrich Möller habe bei der Durchführung der Tat angeblich außerhalb der Zelle gestanden und will nichts von dem Mord im Innern der Zelle mitbekommen haben.

 

 

Und Emmi Burmeister, langjähriges VVN/BdA-Mitglied und 2012 verstorben, schrieb über Timm und Heuck:

 

 

Rudolf war Kommunist und ein großer Freund der Jugend. Ich selbst war damals 16/17-jährig dem Kommunistischen Jugendverband (KJVD) beigetreten. Bei uns Jugendlichen war Rudolf sehr beliebt. Er war kein großer Redner, aber wir verstanden ihn. Aus ihm sprach eine große innere Überzeugung, die wir mit ihm teilten, dass die Nazis schlecht für unser Land waren.

Wie Recht er hatte, denn die schlimmsten Auswirkungen dieses verbrecherischen Systems hatte er noch nicht einmal selbst erlebt. Er wurde schon 1934 im Gefängnis am Haart von den Nazis heimtückisch ermordet. Sein Mord wurde als Selbstmord im „Holsteinischen Courier“ hingestellt.
Nur einige Wochen später wurde Christian Heuck, damals gewählter Reichstagsabgeordneter der KPD auf die gleiche Weise im Stadtgefängnis in der Boostedter Straße ermordet.

 

 

Gefängnisdirektor Hans Bithorn war nach Augenzeugenberichten während seiner Amtszeit sympathisch gegenüber jungen Häftlingen eingestellt, zum Beispiel 1928 gegenüber Rudolf Dietzen alias Hans Fallada, gegenüber Heuck hat er aber keine Gnade walten lassen und hat den SS-Leuten die Misshandlung von Heuck erlaubt.

 

 

Ende 1943 wurde Bithorn durch einen Beamten namens Glauning ersetzt worden, der selbst im Oktober 1944 durch Oberinspektor Heinrich Wagner ersetzt wurde. Von 1938 bis 1944 war Bithorn dann Leiter der Justizvollzugsanstalt Wittlich. Sein Verbleib im Anschluss an diese Zeit ist nicht bekannt, im September 1944 war er jedoch zur Generalstaatsanwaltschaft Celle abgeordnet.

 

 

Quellen:
-Landesarchiv Schleswig (LASH) Stw. Kiel 352 Nr. 2650, 2651,2653, 3237, 3171
-Chronik Neumünster 1947 von Karl Barlach
-Petra Götte / Jugendstrafvollzug im "Dritten Reich": diskutiert und realisiert - erlebt und erinnert
-Hannes Lamp / Der Alp meines Lebens: Hans Fallada in Hamburg und Schleswig-Holstein
-http://antifanms.blogsport.de/2012/01/31/emmi-burmeister-verstorben/