Hans Christian Hingst

Hans Christian Hingst (geb. 9.8.1895 in Schmalstede, Kreis Bordesholm) ist am 12.9.1930 in die SA eingetreten. Laut Eintrag in der NSDAP-Zentralkartei (BArch R 9361-VIII) bekam er seine NSDAP-Parteinummer 341384 mit dem Eintritt am 1.10.1930. Zu dieser Zeit lebte er in Billstedt (Hamburger Str. 134), Kreis Stormarn. Als Beruf wird in seiner Personalakte des Reichsschulungsamtes der NSDAP "Amtsvorsteher und Gemeindeschulze" genannt, außerdem wird seine frühere Position mit "Kreisschulungsleiter" und seine Tätigkeit als "Ortsgruppenwalter" der N.S.V. angegeben. Der mit Volksschule laut Personalakte "wissensmässig durchschnittliche" Hingst erhielt seine Kenntnisse über die Amtsverwaltung an einer Fachschule für Rechtsanwalts- und Notariatsangestellte.

 

Seit März 1931 betätigte sich Hingst als "Gauredner".

 

SA-Sturmbannführer Hingst wurde im November 1936 Kreisleiter der NSDAP Neumünster1. Zu dieser Zeit wohnte er in der Altonaerstraße 68. Als Gauleiter Lohse die Verwaltung des "Reichskommissariats Ostland" mit vielen strammen Nationalsozialisten aus Schleswig-Holstein besetzte, fiel seine Wahl auch auf Hans Christian Hingst. Er wurde von 1941 bis 1942 Gebietskommissar für Wilna-Stadt und noch zwei Jahre länger bis 1944 auch für Wilna-Land.

 

Hingst war ein Organisator der Judenvernichtung im Ghetto Wilna. Für seine Verbrechen wurde Hingst vor dem Spruchgericht Bielefeld angeklagt und zu einer lächerlich anmutenden Gefängnisstrafe von 84 Monaten verurteilt, die er im Lager Esterwegen absaß. Sein "Entnazifizierungsverfahren" kam im März 1951 zur Entscheidung. Er wurde in Kategorie IV ("Mitläufer") ein- und gleichzeitig in Kategorie V ("Entlastete") umgestuft. Das Spruchgericht begründet diese Entscheidung so: Hingst sei zwar "in seiner Haltung ein ziemlicher Aktivist gewesen", ihm konnte jedoch "nicht nachgewiesen werden, daß er politische Gegner verfolgt und mißhandelt hat". Er wird in seinen Persilscheinen auch noch als guter Deutscher geschildert.2

 

Nach dem Krieg soll Hingst laut Information des Studienkreises Deutscher Widerstand 1933-1945 Kühlschränke  verkauft haben.

 

Quelle/Copyright: Yad Vashem The Holocaust Martyrs' and Heroes' Remembrance Authority 

In einem Bericht über den Holocaust von Überlebenden heißt es: "The mass extermination of the Jewish people in Vilnius began at the moment when district commissar Hans Christian Hingst arrived, together with the "expert on Jewish questions", Franz Murer." Franz Murer war SS-Offizier, Adjutant von Hingst und hat sich den Überlebenden des Holocausts als "Schlächter von Wilna" ins Gedächtnis eingebrannt. 

 

Weiterführende Literatur:

- Worte Aus Einer Zerstörten Welt: Das Ghetto in Wilna, von Gudrun Schroeter

- Die Juden von Wilna. Die Aufzeichnungen des Grigorij Schur 1941-1944.

- www.gedenkorte-europa.eu/de_de/article-hans-christian-hingst-1895-ndash-1955.html