Heinrich Schnurbusch

Heinrich Schnurbusch, *26.5.1910, † 18.9.1966, war Kreisleiter in Neumünster vom 16.7.1941-31.8.1944 (kommissarisch). Laut NSDAP-Kartei tritt Schnurbusch am 1.12.1931 in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer 801799). Laut Zentralkartei wohnt er zu dieser Zeit in der Christianstraße 53 g. Schnurbuschs Eltern sind Mitglieder der SPD, laut Nachkriegsaussage habe Schnurbusch selber „vorübergehend mit der KPD sympathisiert“.

 

Mitte der 30er Jahre verrichtet Schnurbusch Parteiarbeit im Gau Weser-Ems. 1934 war er Kreisstellenleiter bei der DAF.

 

Ab 1.3.1938 ist Schnurbusch hauptamtlicher Angestellter der NSDAP und fängt mit der Besoldung B11 an. Im Mai 1941 wohnt Schnurbusch in der Theodor-Storm-Straße 1.

 

Vor seiner Tätigkeit als Kreisleiter war Schnurbusch „Kreisgeschäftsführer“. An die örtliche Gestapo-Außenstelle schreibt er: „Der Gastwirt Willi S., Neumünster […] ist Parteigenosse seit dem 1.8.1934 […]. Er gehört ferner der Deutschen Arbeitsfront an. S. ist ein zweifelhafter Charakter. Er hat sich wiederholt als alter SA-Mann ausgegeben und ist deshalb vor einiger Zeit vom Sondergericht in Kiel zu RM: 300,00 Geldstrafe verurteilt worden. Wenn auch in politischer Hinsicht Nachteiliges über S. nicht vorliegt, so werde ich mich doch entschliessen, wegen seines Gesamtverhaltens das Parteigerichtsverfahren gegen denselben zu beantragen.“ (Kreisleitung NMS an Gestapo-Außenstelle NMS 10.9.1941, LAS Abt. 358, Nr. 2921)

 

Seit Juli 1941 hatte Schnurbusch als Kreisgeschäftsleiter der NSDAP in Neumünster die Kreisleitung kommissarisch übernommen. Am 12.5.1942 schreibt der stellvertretende Gauleiter Schleswig-Holstein Wilhelm Sieh einen Brief an den Gauschatzmeister Räter in Kiel und bittet ihn darum, eine Aufwandsentschädigung von 200 RM für den Kreisleiter zu beantragen, da er die bisher gezahlte Entschädigung von 100 RM für nicht ausreichend hält. 

 

Schnurbusch musste nur kurz zur Wehrmacht und wurde wegen „Untauglichkeit“ als „unabkömmlich“ erklärt.

 

Im September 1943 wird Schnurbusch zum Einsatzstab nach Norwegen abkommandiert. Unter Georg-Wilhelm Müller wird er ab Oktober Leiter der Abteilung Propaganda und löst damit Hauptstellenleiter Hagemann ab.


Im Spätherbst 1944 wird Schnurbusch Nachfolger des Obersturmbannführers Hans-Hendrik Neumann als Leiter des „Einsatzstabes Norwegen“ und übernimmt Anfang 1945 auch noch die Leitung der Hauptabteilung Volksaufklärung.

 

Nach dem Krieg wird Schnurbusch im Internierungslager Eselheide (Paderborn) interniert.

 

Insgesamt handelte es sich bei Schnurbusch wohl um einen widerlichen Zeitgenossen. Laut Aussage Else-Marie L. vom 19.6.1947, BAK Z 42 IV, Nr. 1546, Bl. 14: „Herr Schnurbusch war häufig betrunken und kam des öfteren in angetrunkenem Zustand zur Dienststelle, wo er mir verschiedentlich zu nahe trat.“


Während der sog. Entnazifizierung wurde Schnurbusch zunächst in Kat. III „Minderbelastete“ eingeordnet, dann erfolgte aber sofortige Umstufung in Kat. IV (23.6.1949).


Quellen:
- NHM, boks 152, PWIS N/65, Report on Interrogation of Bereichsleiter Heinrich Schnurbusch. Subject „Einsatzstab Norwegen“, Akershus, 14.2.46: „He did not possess the independent personality and the drive of his predecessors and could, therefore, be counted on by Terboven not to interfere with his policy.”
- Resumée von "
Interrogation of Bereichsleiter Heinrich Schnurbusch": https://www.ifz-muenchen.de/archiv/zs/zs-1692.pdf, zuletzt abgerufen am 20.1.2019
- Robert Bohn, Nationalsozialistische Neuordnung und Kriegswirtschaft
- Eigenhändiger Lebenslauf Schnurbuschs vom 16.5.1947, BAK Z 42 IV, Nr. 1546, Bl. 10
- Sebastian Lehmann, Kreisleiter der NSDAP in Schleswig-Holstein
- BArch R 9361-II/1127555