Land und See Leichtbau GmbH

1936 gründete die Gebr. Sachsenberg AG in Berlin, ein Unternehmen des Maschinen-, und später Schiffbaus, die Land und See Leichtbau GmbH mit Werken in Kiel und am Fliegerhorst Neumünster, wo die Leichtbau GmbH in der "Viehversteigerungshalle" (heutige Holstenhalle) ab 1939 eine Flugzeug-Reparaturwerft betrieb. Das erste Zweigwerk der Berliner Firma wurde in der Sedanstraße 19-21 errichtet. Auf Anordnung der NS-Behörden beschäftigte Land und See im Zweiten Weltkrieg auch KZ-Häftlinge als Zwangsarbeiter. Neben ELAC, Franz Rohwer, Sörensen & Köster, AEG und Drägerwerke war Land und See das wichtigste Rüstungsunternehmen der Stadt. Wie viele Werke es genau waren, darüber herrscht noch keine Klarheit. Bekannt sind die Werke Sedanstraße, Rendsburger Straße (2x), Schützenstraße. Es waren aber Werke bis römisch VI in den Listen angegeben.

 


1944 hatte Land und See in Neumünster 2328 Beschäftigte, davon viele Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen. 1942 beispielsweise wurden bei Land und See 392 Kriegsgefangene aus Russland gezählt sowie 81 Kriegsgefangene aus Frankreich. Während die Russen im Lager Wittorf untergebracht wurden, waren die Franzosen im Lager Rendsburger Straße 133/139 beherbergt. Die Angaben zu ausländischen Arbeiterinnen und Arbeitern sind leider sehr unvollständig. Klar ist aber, dass in einer Baracke in der Sedanstraße Ostarbeiterinnen leben mussten und dass bei Land und See auch eine große Gruppe Kriegsgefangener aus den Niederlanden arbeiten musste. Eine Aufstellung der in Neumünster befindlichen ausländischen Lager (also inkl. Kriegsgefangene) des Arbeitsamtes aus dem Juli 1944 demonstriert die Verteilung der ausländischen Zwangsarbeiter bei Land und See. Im ersten Lager mit Aufnahmekapazität 500 Personen waren 452 Menschen, im zweiten Lager mit Aufnahmekapazität 550 Personen waren 543 Menschen. Die Lager waren also mit 1000 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern brechend voll. Es müssen schlimme Zustände geherrscht haben. Eines der Lager war die Christianschule in der Christianstraße 23, die heute nicht mehr existiert. An dieser Stelle steht heute ein unschönes Parkdeck.

 

 

Im Februar 1944 forderte der Betrieb offenbar massenhaft "Arbeitskräfte aus dem Osten" vom Oberbürgermeister an, um die Produktion für den "totalen Krieg" aufrechtzuerhalten:

"...Ganz erhebliche Bedarfsfälle liegen mir noch von der Firma Land- und See-Leichtbau GmbH... und der Eisenbahn vor, die aber ja eigene Unterbringungsmöglichkeiten schaffen."

 


Am 06.11.1944 erfolgte ein Luftangriff auf das Wohnlager von Land und See, Rendsburgerstr. 133/139. Es wurde von 14 Sprengbomben getroffen, wodurch zwei italienische Arbeiter getötet und vier Baracken vollständig vernichtet wurden.

 

 

Quellen:
- StA NMS; MA 5652, 4989, 3125, 2681
- https://www.shz.de/regionales/themen/christianstrasse/von-royalem-glanz-zum-tuerkenviertel-wie-sich-die-christianstrasse-veraenderte-id17426371.html; zuletzt abgerufen am 02.02.2019