Lederwerke Wieman

Die 1964 geschlossene Wieman-Fabrik am Kleinflecken 16-18 war von enormem Ausmaß. Sie war der Hauptproduktionsstandort der Lederwerke Wieman Aktiengesellschaft, deren Hauptsitz in Hamburg (Mönckebergstraße 27) eingetragen war und 1898 von Franz Arnold Wieman gegründet wurde. Offensichtlich wendete Wieman ein neuartiges Gerbverfahren an, was den rasanten Aufschwung des Werks nach sich zog. In Neumünster bestanden als Anlagen eine Gerberei mit modernen Kessel- und Maschinenanlagen, in denen Sohlleder alter Grubengerbung und Vacheleder in Gruben- und gemischter Gerbung, Hälse und Bäuche, Oberleder, Fahlleder, Blankleder, schwarzgenarbte Leder, Pantinen und Spalte erzeugt wurden. Die Firma besaß drei Dampfmaschinen.

 

 

Franz A. Wieman, der am 29. Januar 1857 geboren wurde und aus einer alten Osnabrücker Familie stammte, die seit mehreren Generationen im Gerberhandwerk tätig war, gründete das Neumünsteraner Werk und wurde damit ein reicher Mann. Er starb am 19. August 1934 in Hamburg. In Neumünster ist 1940 eine Straße nach ihm benannt worden, die Franz-Wieman-Straße in Faldera.

 


1939 betrug die Zahl der Beschäftigten in der Lederfabrik 190, 1944 waren es schon 276. 1942 hatte man bereits 45 Zivilarbeiter aus Russland eingestellt, die im Lager der Norddeutschen Lederwerke (Wrangelstraße 34) untergebracht waren. Eine namentliche Liste vom 20.12.1946 geht von 80 Russen und 54 Franzosen aus.

 


Die Einhaltung der Lagerordnung im Lager von Wieman wurde am 08.08.1942 unter Einsatz der Schusswaffe erzwungen. Wachtmeister Warnholz bemerkte bei der Wache zwischen dem Durchgangslager (Dulag) in der Lindenstraße und der Wieman-Baracke mehrere russische Zivilarbeiter im Niemandsland und schoss auf sie, weil er dachte, sie wären aus dem Durchgangslager geflüchtet. Stattdessen handelte es sich um russische Vertragsarbeiter von Wieman. Die Betreffenden wurden am Kopf verletzt.

 

 

Technischer Direktor der Lederwerke Wieman war Wilhelm Dorn. Er war bei der Gemeindewahl in Neumünster am 12.03.1933 Kandidat der "Nationalen Aufbaufront", der Partei von Alfred Hugenberg. Hugenberg gilt als Wegbereiter der nationalsozialistischen Herrschaft. 1951 wurde eine Straße in Neumünster nach dem technischen Direktor benannt. Wilhelm Dorn starb 1938.

 

 

Quellen:
- http://www.albert-gieseler.de/dampf_de/firmen7/firmadet77208.shtml; zuletzt abgerufen am 01.10.2019
- wieman-kolbe.de/franz-wieman/index.html; zuletzt abgerufen am 01.10.2019
- gedbas.genealogy.net/person/show/1118290567; zuletzt abgerufen am 01.10.2019