Rena Guggenheim, geb. Schohl

Rena (eigentlich Renate) Guggenheim wurde am 8.9.1923 als Tochter von Karl Schohl in Pirmasens geboren. Nach Neumünster kam sie im Alter von 4 Jahren, als Karl Schohl Fabrikdirektor der Lederfabrik Wiese in der Rendsburger Straße 100 wurde.

 

Renate ging zur Grundschule und später dann zur Holstenschule beziehungsweise zur Klaus-Groth-Schule. In einem Zeitzeugeninterview berichtet sie, dass ihre Kindheit zunächst nicht schlimm war bzw. sie wenig schlechte Erinnerungen hat. In der Klaus-Groth-Schule wurde sie zum Beispiel durch verständnisvolle Lehrer wie Studienrat Dr. Max Eitle "normal" behandelt. Von einer anderen Lehrerin wurde sie hingegen angefaucht:

 

"Wagst du als Jüdin es immer noch, deine Hand zum deutschen Gruß zu erheben!"

 

Die Schohls waren nicht bei einer jüdischen Gemeinde registriert und der Name "Schohl" nicht jüdisch, sodass die Familie zunächst nicht entdeckt wurde.

 

Als die Lederfabrik Wiese schließen musste, übernahm Karl Schohl die Lederfabrik Böhme & Co. in Nortorf. Nachdem die Umstände für Juden 1939 alles andere als rosig waren, flüchtete Famile Schohl nach England. Die letzten 7-8 Monate vor ihrer Flucht haben sie in Hamburg gelebt. Mit sehr wenig Geld und mit den Eltern (des Vaters) flüchteten die Schohls also nach Manchester. Renate ging dort weiter zur Schule und lernte Englisch. Renate entschied sich dort für eine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester. Der Vater musste in England mit einem wesentlich schlechteren Job auskommen als in Neumünster bzw. Nortorf. Bereits 1945 stirbt Karl Schohl.

 

1945 heiratet sie Erwin Guggenheim, den sie in Hamburg kennenlernte, und reist mit ihm 1946 nach San Francisco / Amerika aus.

 

Die Großeltern von Renate Schohl (heute Rena Guggenheim) - d.h. die Eltern der Mutter, wurden in Theresienstadt ermordet. Unzählige Verwandte von Rena sind in den KZs gestorben. Renas Mutter starb 1991 mit 96 Jahren, Rena selbst starb am 14.7.2013 friedlich im Alter von 89 Jahren in San Francisco. Rena hinterlässt zwei Töchter: Rose (Wendy) Guggenheim und Debbie Voss

 

In der Traueranzeige für Rena Guggenheim steht Folgendes: "Rena war eine treue Freundin für viele glückliche Menschen und wird immer für ihre Liebenswürdigkeit, Fürsorglichkeit und Großzügigkeit in Erinnerung bleiben."

 

Die Spurensuche Neumünster würde sich wünschen, dass Stolpersteine für Familie Schohl/Guggenheim, zuletzt wohnhaft Rendsburger Straße 84 (heute ist dort das Möbelkaufhaus ROLLER) verlegt werden.

 

Quellen:

- USC Shoah Foundation/Visual History Archive der Freien Universität Berlin: Oral history interview with Erwin Guggenheim and Rena Guggenheim; Accession Number: 1999.A.0122.627 | RG Number: RG-50.477.0627, https://collections.ushmm.org/search/catalog/irn514581; zuletzt abgerufen am 15.3.2019; Transkript befindet sich hier zum Download

- Online Dokumentation zum Internetpreis der Ministerpräsidentin des Landes Schleswig-Holstein:
Judenverfolgung und "Reichspogromnacht" in Neumünster - heute unvorstellbar? Raum 6: Juden in Neumünster-Schicksale und Verbleib, http://www.geschichtsunterricht-online.de/nms/jhstory.htm; zuletzt abgerufen am 15.3.2019